Freitag, 30. Juli 2010
Aschenputtel?
Zu den vorher schon beschriebenen Hausarbeiten kamen noch hinzu das Fenster putzen, das Bad säubern, Staubsaugen, Bügeln und die Zimmer unserer Halbgeschwister H. und G. aufräumen, dann kamen noch unsere schulischen Hausaufgaben, unser eigenes Zimmer und alles was ihm und meiner Mutter sonst noch so einfiel.

Wenn man bedenkt das sie sich nach dem Mittagessen immer von ein Uhr bis drei Uhr hingelegt haben zum schlafen, muss ich ehrlich sein und sagen das die Beiden faul waren. Was blieb denn noch großes übrig, das Essen kochen, wobei wir die Kartoffeln schälen mussten und das Wäsche waschen, wo wir die Wäsche auf- und abhängen "durften". Das zusammenfalten der Bettwäsche und so weiter war selbstverständlich auch unsere Aufgabe.

Die Zeit die uns blieb, spielten wir zusammen, das machte viel Krach, wie Kinder nun einmal sind, dann kam er die Treppe hochgerannt und brüllte uns wieder an wir sollen nicht so ballern. Was er selber aber viel zu gerne tat.

Unsere Spiele waren eine Art heile Welt aus Fantasie die uns Trost zu geben schien. (Demnächst gibt es einen kleinen Einblick über dieses Fantasiespiel da ich angefangen habe es aufzuschreiben.)

In der Schule wurde ich eine Art Außenseiterin, das blieb nicht aus, denn ich traute mich nicht mehr irgendetwas zu sagen. Ich vergaß auch sehr oft die Hausaufgaben, das allerdings, um ein wenig schneller mit der Arbeit fertig zu werden und Zeit für mich zu haben. Kennt ihr das Märchen vom Aschenputtel? So in der Art haben wir Kids uns gefühlt.

Das mit den Hausaufgaben gab natürlich auch gewaltigen Ärger denn wir mussten Musterschüler sein. Oh weh, es kam einer mit einer schlechten Note nach Hause das war absolutes "NO-GO". Er sagte, da könnt ihr ruhig eure Freizeit noch mit lernen verbringen, da ist die Zeit besser genutzt als mit spielen. Hallo? Wir waren Kinder!

Meine beiden Halbgeschwister waren noch zu klein, die brauchten noch nicht mit zu helfen und irgendwie schienen die immer mehr alles zu bekommen was sie wollten. Sie mussten nicht nach der Einschulung beim Abwasch helfen, konnten sich frei bewegen wann sie wollten, und bekamen die tollsten Geschenke. Beim einkaufen mit unserer Mutter wurden sie bevorzugt, die Großen können mal selbst gehen. Und bekamen dann auch immer noch eine Kleinigkeit. Sie vergaß dabei das die Großen kaum Taschengeld bekamen und werkeln mussten.

Ja, ich gebe es ehrlich zu: Ich war innerlich von Neid zerfressen. Im ersten Blick scheint das wie bei vielen anderen Familien auch so zu sein, die natürlich Eifersucht der Großen auf die Kleinen, dem ist nicht so. Zumal wir den Beiden alles hinter dem Arsch wegräumen durften.

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