Freitag, 30. Juli 2010
Trauer
Trauer

Geschlossene Augen, schlafende Atmung, eine Stille ringsherum.

Und doch lebt die Welt. Und ich?

Oktober, die Zeit, in der ich immer noch sehr oft weine.

Jeder wird sagen, wann lässt sie endlich los? Wie soll ich loslassen? Wie mache ich das? Wie kann ich diese Erinnerung, die mich immer wieder erdrückt, loswerden?

Diese Frage stellte ich schon häufig und meine Therapeutin hatte nur eine Antwort darauf: was Ihnen in ihrem bisherigen Leben, den 23 Lebensjahren wiederfahren ist, kann man nicht von heute auf morgen verarbeiten, das ist nicht möglich. Lassen sie sich die Zeit.

Ja, aber die Zeit, habe ich sie?

Ich habe es schon oft beschrieben und ich spüre es immer noch, als wenn es gestern erst wäre. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, das alles sei nur ein übler Traum gewesen, jeden Augenblick schneit er durch die Tür herein und alles ist wieder gut.

Aber das wird nie wieder sein. Nie wieder.

Da erzählte ich meiner Therapeutin in dem letzten Gespräch von der Zeit, nachdem wir es erfuhren. Es war keine schöne Zeit. Und ich war damals dumm. Sehr dumm.

Ich hatte damals geglaubt, ich sei für meine Mum verantwortlich und für meine Halbgeschwister. Ich habe mich für sie aufgeopfert. Ich habe meine Trauer weggeschoben, um stark für sie zu sein. Ich habe sie auffangen wollen. Mit meiner gesamten Kraft.

Doch Trauer, die man aufschiebt, so sagte meine liebe Therapeutin, kommt später in doppelter Stärke wieder.

Und sie hatte recht.

Doch wie hätte ich trauern können? Wie, wenn ich doch stark bleiben sollte.

War es Samstag, als wir es erfuhren? War ich nicht am Montag in der Schule und alle starrten mich an?

Ja, alle wunderten sich, wie kann sie so cool sein und jetzt in der Trauer zur Schule gehen?

Doch ich konnte es.

Ja und heute? Heute bin ich dabei die Trauer, zu bearbeiten, die mich Jahr für Jahr in ihren Bann zieht. Damals im Oktober war die Zeit. Am 29. war die Beerdigung, an einem Dienstag. Ich weiß es noch.

Und heute sollte ich glücklich sein. Doch manchmal überkommt mich wieder diese tiefe Trauer und ich will im Stillen bei ihm sein.

Noch kann ich den Friedhof nicht allein betreten ohne zusammenzubrechen. Es ist wie ein Fluch. Doch auch dieses werde ich schaffen, doch heilt die Zeit die Wunden wirklich?

Ich weiß es nicht, ich möchte nur eines hoffen, daß kein Mensch so viel Trauer in sich spürt, denn diese Trauer ist manchmal fast zu kräftig, so, daß ich denke, es geht nicht mehr. Ja Trauer ist schwer.

Da hilft es auch nicht, sich mit wusseligen Gedanken abzulenken. Sie sind sehr schön, doch wenn ich diese Trauer spüre, helfen diese Gedanken mir auch nicht weiter.

So sagte meine Therapeutin, ich solle die Trauer nicht unterdrücken, sondern sie kommen lassen, und ich werde sehen, sie wird immer schneller wieder weggehen. Stimmt das?

Und wenn ich zugebe, daß ich Angst vor dieser Trauer habe und sie deshalb nicht zulasse? Ist dies verständlich? Ist Trauer eine Schwäche?

Darf ich diese Schwäche haben?

Alles Liebe und verzeiht mir dieses traurige Thema, doch es ist Oktober und dieser wirft immer wieder das gleiche Problem in mir auf.

Eure Nica.

Nun, ich habe wieder in der Schule einige Fehltage denn in diesen Monaten die sich Wintermonate nennen habe ich immer das Problem der Depression.

Ebenso hinzu kommen meine durch die Depression entstehenden Ängste, was für außenstehende bestimmt nicht so einfach zu verstehen ist. Viele Menschen glauben diesen Text auch gar nicht, und ich muss sagen, das darf ich denen noch nicht einmal übel nehmen, da sie es ja nicht live mit erlebt haben. Doch möchte ich nochmals betonen, das dieser Text der Wahrheit entspricht.

Trauer ist wichtig um den Verlust zu verarbeiten.

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