Freitag, 30. Juli 2010
erste Besuch
sdodip, 11:15h
erste Besuch
Es ist das erste Mal, dass die junge Frau sich freiwillig dorthin begibt.
Für sie ist es ein wichtiger und großer Schritt, der ihr sehr schwer fallen wird, was es für andere ist? Das interessiert nicht! Wichtig für die junge Frau ist, dass sie es schafft und schaffen will!
Ein stiller Abend, die Sonne ist noch nicht müde als Zeichen des Sommers. An diesem Abend fährt die junge Frau das kleine Stück, das locker zu Fuß hätte erreicht werden können. Da sie genau weiß, das sie dann eher umdrehen würde, fährt sie dieses Stück mit dem Auto.
Langsam biegt sie auf den Parkplatz ein und stoppt das Fahrzeug. Die Hände vom Lenkrad und die Augen geschlossen, verweilt sie so einen Moment. Tief durchatmen, jetzt nicht aufgeben und sich an schlechten Gedanken festhalten!
Wie in Trance steigt sie zögerlich aus und schließt das Auto ab. Es ist schwerer als sie dachte.
Vor ihr nun ein kleines grünes Pförtchen. Diese Pforte ist umrandet von einer roten Backsteinmauer, die sich um ein großes Feld zieht. Ein Feld, auf dem nicht etwa ein Landwirt seine Kartoffeln pflanzt oder ein Hirte seine Schafe weiden lässt. Nein, ein Feld gut bestückt mit vielen verschiedenen, hauptsächlich blühenden Pflanzen, schützenden Engeln, Figuren sowie reich mit Liebe verzierte Steine und Kreuze. hier und da flackert ein Kerzenlicht auf.
Ja, dieses Feld ist ein Friedhof. Die letzte Ruhestätte des Menschen. Auch wenn dieses Feld viel Totes beherbergt, so ist es dennoch voller wunderbarem Leben. Ist man leise, so hört man das Summen der fleißigen Bienchen sowie das klingende Lied einer Vogelschar, die sich in den einzelnen Baumkronen niedergelassen hat.
An manchen Gräbern arbeiten Menschen und geben sich mühe dem Feld noch mehr Leben zu geben. Sie lächeln bei der Arbeit und erfreuen sich an dem Anblick der bunten Blumen, da sie die Traurigkeit überwunden haben.
Leise quietscht die kleine Pforte als die junge Frau sie öffnet und hinter sich wieder schließt. Sollte sie doch wieder umkehren? Nein! Ihr Wille ist stark genug um es zu schaffen!
Ein kurzes Nicken zu den Arbeitenden um zu begrüßen und um die Ruhe nicht zu zerstören.
Erst rechts, dann links. Kurz vorher bleibt sie stehen, eine kleine Träne bahnt sich über ihr Gesicht den Weg nach unten. Es braucht noch viel Zeit.
Fünf weitere Schritte, einen dreh nach rechts und sie steht mitten davor. Mittlerweile versperrt ein Tränenvorhang ihr die Sicht. Schafft sie es dieses Mal wirklich? Energisch wischt sie die Tränen mit einem Taschentuch fort und schaut auf den Stein der den Namen ihres Bruders trägt.
Leise, als wenn er sie hören könnte, spricht sie zu ihm.
Hallo,
ich dachte ich schaue einmal vorbei. Irgendwie fehlen mir die Worte.
Ob du mich hören kannst jetzt? Wie es dir wohl geht? Vielleicht sollte ich anmerken, dass ich dich immer noch vermisse, obwohl es nun schon über 10 Jahre her ist? Das ich immer noch in der Trauerarbeit stecke? Schlimm oder? Es ist immer noch so schwer für mich! Das hast du bestimmt nicht so gewollt.
Oder möchtest du wissen wie es mir geht? Danke, mir geht es von Jahr zu Jahr besser, es sind nur kleine Schritte nach vorn aber ich mache welche!
Soll ich dir sagen, dass ich nun bei meinem Freund wohne? Oder weißt du das schon? Das ich einen Job gefunden habe? Und das mit den ganzen Fehltagen auf meinem Zeugnis. Na ja, es ist nur ein Minijob, aber immerhin!
Weißt du das unser Halbbruder auch das Leben satt hat? Das er dir Folgen wollte? Zwar auf andere Art, aber vom Prinzip her ist es dasselbe. Ich hoffe er fängt sich noch wieder, ich werde ihm so gut ich kann zur Seite stehen. Aber es darf mich nicht wieder hinunterziehen! Ganz ehrlich, sollte er gehen, dann weiß ich nicht ob ich damit fertig werden würde.
Nun werde ich aber wieder gehen, es fällt mir immer noch sehr schwer hier zu sein. Hast du dich gefreut dass ich da war?
Rasch dreht sie sich um und geht den Weg zurück. Glasige Augen als Spuren der Tränen bleiben zurück, doch langsam erhellt ein Lächeln ihre Gesichtszüge. Ja, es hat ihr eine ganze Menge gebracht dort hinzugehen, dort, wo sie bislang immer zusammenbrach!
Zum ersten Mal seit diesen 10 Jahren, hat sie das Gefühl ein Stück losgelassen zu haben. Mag sein das es nur ein winzig kleines Stück war, aber es ist ein Anfang und aller Anfang ist schwer.
Ein klein wenig Stolz bringt die junge Frau mit nach Hause, sodass ihr Freund und ihre Verwandten die Hoffnung sehen können. Natürlich wird sie weiter an sich arbeiten mit dem Ziel eines Tages sagen zu können, "ich habe losgelassen!". Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.
Trauerarbeit ist ein sehr wichtiger Punkt im Leben eines Menschen und so wichtig wie dieser Punkt ist, desto unterschiedlicher kann dieser von Mensch zu Mensch sein. Bei dem einen geht es schnell, bei dem anderen braucht es Wochen oder Monate, und bei den ganz anderen, sowie bei ihr, Jahre.
Man kann viele gut gemeinte Ratschläge geben, aber kann es auch seine Zeit dauern bis man diese annehmen kann. Wenn es länger dauert darf man die Hoffnung nicht aufgeben.
Es gibt aber auch Menschen, die Trauer "in sich hinein fressen" und ohne Hilfe sich nicht mehr aus diesem Loch befreien können. Da kann das gesamte Umfeld helfen, aber nur mit viel Geduld und niemals aufgeben! Lasst diese, die sich selbst nicht helfen können nicht allein, denn das wäre ihr Untergang. Auch wenn diese euch den Rücken zu kehren, gerade dann brauchen sie eure Hilfe.
Es dankt für die erhaltene Hilfe in Erinnerung
Lg Eure Nica
Es ist das erste Mal, dass die junge Frau sich freiwillig dorthin begibt.
Für sie ist es ein wichtiger und großer Schritt, der ihr sehr schwer fallen wird, was es für andere ist? Das interessiert nicht! Wichtig für die junge Frau ist, dass sie es schafft und schaffen will!
Ein stiller Abend, die Sonne ist noch nicht müde als Zeichen des Sommers. An diesem Abend fährt die junge Frau das kleine Stück, das locker zu Fuß hätte erreicht werden können. Da sie genau weiß, das sie dann eher umdrehen würde, fährt sie dieses Stück mit dem Auto.
Langsam biegt sie auf den Parkplatz ein und stoppt das Fahrzeug. Die Hände vom Lenkrad und die Augen geschlossen, verweilt sie so einen Moment. Tief durchatmen, jetzt nicht aufgeben und sich an schlechten Gedanken festhalten!
Wie in Trance steigt sie zögerlich aus und schließt das Auto ab. Es ist schwerer als sie dachte.
Vor ihr nun ein kleines grünes Pförtchen. Diese Pforte ist umrandet von einer roten Backsteinmauer, die sich um ein großes Feld zieht. Ein Feld, auf dem nicht etwa ein Landwirt seine Kartoffeln pflanzt oder ein Hirte seine Schafe weiden lässt. Nein, ein Feld gut bestückt mit vielen verschiedenen, hauptsächlich blühenden Pflanzen, schützenden Engeln, Figuren sowie reich mit Liebe verzierte Steine und Kreuze. hier und da flackert ein Kerzenlicht auf.
Ja, dieses Feld ist ein Friedhof. Die letzte Ruhestätte des Menschen. Auch wenn dieses Feld viel Totes beherbergt, so ist es dennoch voller wunderbarem Leben. Ist man leise, so hört man das Summen der fleißigen Bienchen sowie das klingende Lied einer Vogelschar, die sich in den einzelnen Baumkronen niedergelassen hat.
An manchen Gräbern arbeiten Menschen und geben sich mühe dem Feld noch mehr Leben zu geben. Sie lächeln bei der Arbeit und erfreuen sich an dem Anblick der bunten Blumen, da sie die Traurigkeit überwunden haben.
Leise quietscht die kleine Pforte als die junge Frau sie öffnet und hinter sich wieder schließt. Sollte sie doch wieder umkehren? Nein! Ihr Wille ist stark genug um es zu schaffen!
Ein kurzes Nicken zu den Arbeitenden um zu begrüßen und um die Ruhe nicht zu zerstören.
Erst rechts, dann links. Kurz vorher bleibt sie stehen, eine kleine Träne bahnt sich über ihr Gesicht den Weg nach unten. Es braucht noch viel Zeit.
Fünf weitere Schritte, einen dreh nach rechts und sie steht mitten davor. Mittlerweile versperrt ein Tränenvorhang ihr die Sicht. Schafft sie es dieses Mal wirklich? Energisch wischt sie die Tränen mit einem Taschentuch fort und schaut auf den Stein der den Namen ihres Bruders trägt.
Leise, als wenn er sie hören könnte, spricht sie zu ihm.
Hallo,
ich dachte ich schaue einmal vorbei. Irgendwie fehlen mir die Worte.
Ob du mich hören kannst jetzt? Wie es dir wohl geht? Vielleicht sollte ich anmerken, dass ich dich immer noch vermisse, obwohl es nun schon über 10 Jahre her ist? Das ich immer noch in der Trauerarbeit stecke? Schlimm oder? Es ist immer noch so schwer für mich! Das hast du bestimmt nicht so gewollt.
Oder möchtest du wissen wie es mir geht? Danke, mir geht es von Jahr zu Jahr besser, es sind nur kleine Schritte nach vorn aber ich mache welche!
Soll ich dir sagen, dass ich nun bei meinem Freund wohne? Oder weißt du das schon? Das ich einen Job gefunden habe? Und das mit den ganzen Fehltagen auf meinem Zeugnis. Na ja, es ist nur ein Minijob, aber immerhin!
Weißt du das unser Halbbruder auch das Leben satt hat? Das er dir Folgen wollte? Zwar auf andere Art, aber vom Prinzip her ist es dasselbe. Ich hoffe er fängt sich noch wieder, ich werde ihm so gut ich kann zur Seite stehen. Aber es darf mich nicht wieder hinunterziehen! Ganz ehrlich, sollte er gehen, dann weiß ich nicht ob ich damit fertig werden würde.
Nun werde ich aber wieder gehen, es fällt mir immer noch sehr schwer hier zu sein. Hast du dich gefreut dass ich da war?
Rasch dreht sie sich um und geht den Weg zurück. Glasige Augen als Spuren der Tränen bleiben zurück, doch langsam erhellt ein Lächeln ihre Gesichtszüge. Ja, es hat ihr eine ganze Menge gebracht dort hinzugehen, dort, wo sie bislang immer zusammenbrach!
Zum ersten Mal seit diesen 10 Jahren, hat sie das Gefühl ein Stück losgelassen zu haben. Mag sein das es nur ein winzig kleines Stück war, aber es ist ein Anfang und aller Anfang ist schwer.
Ein klein wenig Stolz bringt die junge Frau mit nach Hause, sodass ihr Freund und ihre Verwandten die Hoffnung sehen können. Natürlich wird sie weiter an sich arbeiten mit dem Ziel eines Tages sagen zu können, "ich habe losgelassen!". Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.
Trauerarbeit ist ein sehr wichtiger Punkt im Leben eines Menschen und so wichtig wie dieser Punkt ist, desto unterschiedlicher kann dieser von Mensch zu Mensch sein. Bei dem einen geht es schnell, bei dem anderen braucht es Wochen oder Monate, und bei den ganz anderen, sowie bei ihr, Jahre.
Man kann viele gut gemeinte Ratschläge geben, aber kann es auch seine Zeit dauern bis man diese annehmen kann. Wenn es länger dauert darf man die Hoffnung nicht aufgeben.
Es gibt aber auch Menschen, die Trauer "in sich hinein fressen" und ohne Hilfe sich nicht mehr aus diesem Loch befreien können. Da kann das gesamte Umfeld helfen, aber nur mit viel Geduld und niemals aufgeben! Lasst diese, die sich selbst nicht helfen können nicht allein, denn das wäre ihr Untergang. Auch wenn diese euch den Rücken zu kehren, gerade dann brauchen sie eure Hilfe.
Es dankt für die erhaltene Hilfe in Erinnerung
Lg Eure Nica
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