Freitag, 30. Juli 2010
erste Besuch
erste Besuch

Es ist das erste Mal, dass die junge Frau sich freiwillig dorthin begibt.

Für sie ist es ein wichtiger und großer Schritt, der ihr sehr schwer fallen wird, was es für andere ist? Das interessiert nicht! Wichtig für die junge Frau ist, dass sie es schafft und schaffen will!

Ein stiller Abend, die Sonne ist noch nicht müde als Zeichen des Sommers. An diesem Abend fährt die junge Frau das kleine Stück, das locker zu Fuß hätte erreicht werden können. Da sie genau weiß, das sie dann eher umdrehen würde, fährt sie dieses Stück mit dem Auto.

Langsam biegt sie auf den Parkplatz ein und stoppt das Fahrzeug. Die Hände vom Lenkrad und die Augen geschlossen, verweilt sie so einen Moment. Tief durchatmen, jetzt nicht aufgeben und sich an schlechten Gedanken festhalten!

Wie in Trance steigt sie zögerlich aus und schließt das Auto ab. Es ist schwerer als sie dachte.

Vor ihr nun ein kleines grünes Pförtchen. Diese Pforte ist umrandet von einer roten Backsteinmauer, die sich um ein großes Feld zieht. Ein Feld, auf dem nicht etwa ein Landwirt seine Kartoffeln pflanzt oder ein Hirte seine Schafe weiden lässt. Nein, ein Feld gut bestückt mit vielen verschiedenen, hauptsächlich blühenden Pflanzen, schützenden Engeln, Figuren sowie reich mit Liebe verzierte Steine und Kreuze. hier und da flackert ein Kerzenlicht auf.

Ja, dieses Feld ist ein Friedhof. Die letzte Ruhestätte des Menschen. Auch wenn dieses Feld viel Totes beherbergt, so ist es dennoch voller wunderbarem Leben. Ist man leise, so hört man das Summen der fleißigen Bienchen sowie das klingende Lied einer Vogelschar, die sich in den einzelnen Baumkronen niedergelassen hat.

An manchen Gräbern arbeiten Menschen und geben sich mühe dem Feld noch mehr Leben zu geben. Sie lächeln bei der Arbeit und erfreuen sich an dem Anblick der bunten Blumen, da sie die Traurigkeit überwunden haben.

Leise quietscht die kleine Pforte als die junge Frau sie öffnet und hinter sich wieder schließt. Sollte sie doch wieder umkehren? Nein! Ihr Wille ist stark genug um es zu schaffen!

Ein kurzes Nicken zu den Arbeitenden um zu begrüßen und um die Ruhe nicht zu zerstören.

Erst rechts, dann links. Kurz vorher bleibt sie stehen, eine kleine Träne bahnt sich über ihr Gesicht den Weg nach unten. Es braucht noch viel Zeit.

Fünf weitere Schritte, einen dreh nach rechts und sie steht mitten davor. Mittlerweile versperrt ein Tränenvorhang ihr die Sicht. Schafft sie es dieses Mal wirklich? Energisch wischt sie die Tränen mit einem Taschentuch fort und schaut auf den Stein der den Namen ihres Bruders trägt.

Leise, als wenn er sie hören könnte, spricht sie zu ihm.

Hallo,

ich dachte ich schaue einmal vorbei. Irgendwie fehlen mir die Worte.

Ob du mich hören kannst jetzt? Wie es dir wohl geht? Vielleicht sollte ich anmerken, dass ich dich immer noch vermisse, obwohl es nun schon über 10 Jahre her ist? Das ich immer noch in der Trauerarbeit stecke? Schlimm oder? Es ist immer noch so schwer für mich! Das hast du bestimmt nicht so gewollt.

Oder möchtest du wissen wie es mir geht? Danke, mir geht es von Jahr zu Jahr besser, es sind nur kleine Schritte nach vorn aber ich mache welche!

Soll ich dir sagen, dass ich nun bei meinem Freund wohne? Oder weißt du das schon? Das ich einen Job gefunden habe? Und das mit den ganzen Fehltagen auf meinem Zeugnis. Na ja, es ist nur ein Minijob, aber immerhin!

Weißt du das unser Halbbruder auch das Leben satt hat? Das er dir Folgen wollte? Zwar auf andere Art, aber vom Prinzip her ist es dasselbe. Ich hoffe er fängt sich noch wieder, ich werde ihm so gut ich kann zur Seite stehen. Aber es darf mich nicht wieder hinunterziehen! Ganz ehrlich, sollte er gehen, dann weiß ich nicht ob ich damit fertig werden würde.

Nun werde ich aber wieder gehen, es fällt mir immer noch sehr schwer hier zu sein. Hast du dich gefreut dass ich da war?

Rasch dreht sie sich um und geht den Weg zurück. Glasige Augen als Spuren der Tränen bleiben zurück, doch langsam erhellt ein Lächeln ihre Gesichtszüge. Ja, es hat ihr eine ganze Menge gebracht dort hinzugehen, dort, wo sie bislang immer zusammenbrach!

Zum ersten Mal seit diesen 10 Jahren, hat sie das Gefühl ein Stück losgelassen zu haben. Mag sein das es nur ein winzig kleines Stück war, aber es ist ein Anfang und aller Anfang ist schwer.

Ein klein wenig Stolz bringt die junge Frau mit nach Hause, sodass ihr Freund und ihre Verwandten die Hoffnung sehen können. Natürlich wird sie weiter an sich arbeiten mit dem Ziel eines Tages sagen zu können, "ich habe losgelassen!". Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.

Trauerarbeit ist ein sehr wichtiger Punkt im Leben eines Menschen und so wichtig wie dieser Punkt ist, desto unterschiedlicher kann dieser von Mensch zu Mensch sein. Bei dem einen geht es schnell, bei dem anderen braucht es Wochen oder Monate, und bei den ganz anderen, sowie bei ihr, Jahre.

Man kann viele gut gemeinte Ratschläge geben, aber kann es auch seine Zeit dauern bis man diese annehmen kann. Wenn es länger dauert darf man die Hoffnung nicht aufgeben.

Es gibt aber auch Menschen, die Trauer "in sich hinein fressen" und ohne Hilfe sich nicht mehr aus diesem Loch befreien können. Da kann das gesamte Umfeld helfen, aber nur mit viel Geduld und niemals aufgeben! Lasst diese, die sich selbst nicht helfen können nicht allein, denn das wäre ihr Untergang. Auch wenn diese euch den Rücken zu kehren, gerade dann brauchen sie eure Hilfe.

Es dankt für die erhaltene Hilfe in Erinnerung

Lg Eure Nica

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Traurige Gedanken.
Ein großer Raum, der einer Halle gleicht und nur vom Glanz einzelner Kerzen erhellt wird, aufgereiht in einem Kerzenständer. Davor eine Gebetbank, im dunklem Farbton gehalten.

Absolute Stille beherrscht den Raum, nur ein leichter Windhauch zieht durch die Abendluft. Es ist schon spät und dennoch ist jemand in diesem Raum, in einer Ecke, die wenig erleuchtet schon fast finster wirkt.

Leise Tränen fließen an ihrem Gesicht entlang und betrüben die sonst so klaren blauen Augen. Sich der Kälte der Halle wohl bewusst zieht sie es vor, in der einsamen Ecke zu verweilen und den Kerzen zuzusehen.

Wurden diese Lichter entzündet, um Trost zu spenden, so erfüllten sie nun ihren Zweck. Mit dem Ärmel wischt sie sich die einzelnen Tränen weg und schaut in den Raum. Nur sie und die Kerzen, sonst niemand ist in der Kirche.

So wollte sie es ja. Sie hat diesen Ort für ihre Trauer gewählt. Ja sie fühlt noch immer eine große Traurigkeit. Diese will sie noch nicht verlassen, es ist, als würde es jedes Jahr aufs neue passieren. Jedes Jahr zur selben Zeit. Jedes Jahr, dann, wenn der Oktober beginnt und sich in quälende Länge zieht.

Durch eine Dummheit der Mutter noch stärker daran erinnert fühlt sie, wie sich die Traurigkeit wieder um ihr Herz zu schließen scheint. Je mehr sie weint, desto schwerer scheint es aufzuhören. Ihre Gedanken erleben alles von vorn, so als wenn es gestern war, oder sogar erst vor ein paar Stunden.

Sie erinnert sich noch stark an dem Tag. Den Tag, einen Tag, an dem sie mit der Klasse noch auf der Besinnungsfahrt war. Der Tag, an dem sie weinte. Weinte aus einem Grund, den sie sich nicht erklären konnte. Als wenn etwas von ihr gehen würde. Etwas, das ihr wichtiger war als alles andere.

Es war, als wenn ein Band zerreißen würde, ein unsagbarer Schmerz.

Weiter erinnert sie sich an den nächsten Tag, die Heimfahrt. Ja, Heimfahrt wurde es genannt. Sie nannte es das Ende der Freiheit. So kam es ihr jedes mal vor, wenn sie nach Hause fuhr. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, wurde freundlich abgeholt, irgendetwas fehlte.

Ihr Onkel war anders als sonst, er war schweigsam. Bis er mit einem mal sagte, daß er fort sei. Fortgelaufen. Einfach so. Man suche schon nach ihm! Seit gestern ist er fort. Seit gestern? Da war doch was? Ja gestern war der Tag, an dem sie weinte! Die Erinnerung ist hellwach.

Die Mutter weinte, sie weinte um sich, weil sie ohne ihn nicht sein wollte. Er gehörte ihr. Er darf nicht fortlaufen. Ich gab ihr Trost. Sie nahm die Stütze an wie einen Rettungsanker. Die Mutter brauchte sie jetzt.

Es war ein Freitag Abend, an dem sie Heim kehrte. Ein Freitag Abend, an dem sie sich in ihr Zimmer verkroch und dort im Dunkeln ein Lied sang. Ein Lied, das die Sehnsucht in ihr zeigte. Der Text war nicht ganz passend, doch der Titel tat es umso mehr. "Wish you were here!" was sollte sie sich auch sonst wünschen?

Das Lied kam nur schmerzhaft über ihre Lippen, so als wenn sie wüsste, daß er für länger fort sein würde. Für viel, viel länger. Die Nacht hatte sie damals unruhig verbracht und am nächsten Morgen gefragt, was los sei. Den Alltag könne sie so nicht wieder aufnehmen, er fehlte immer noch.

Samstag Morgen und die Polizei vor der Tür. Die wenigen Worte des Polizisten, die sie mitbekommen konnte, waren genug. Mehr als genug. Es war wie eine Bestätigung dessen, was sie schon am Donnerstag gespürt hatte. Der große Schmerz. Die Verbundenheit.

Der Stiefvater fuhr in die Klinik, viel konnte er dort nicht machen, nur eine Bestätigung, daß unsere Vermutungen stimmten. Er war schon öfters mal fortgelaufen, aber immer wieder war er heimgekehrt. Ob freiwillig oder nicht sei dabei dahingestellt.

Diesmal hatten wir es gespürt, es war ein endgültiges Fortsein. Es war ein für immer! Den größten Schmerz aber bereitete mir nicht das für immer, sondern daß es ein für immer ohne Abschied war. Es blieben Fragen wie: "Wieso? Weshalb? Warum?". Aber die Antworten darauf konnte sie sich auch denken. Es war einfach alles zuviel, das ganze Leben so wie es war.

Als Haushaltshilfe der Mutter, als seelische Stütze der Mutter, als Wutablass des Stiefvaters, als Beschützer der Schwestern. Ja es war ihm alles zuviel.

Die Erinnerung führt sie weiter. Nacht für Nacht. Tag für Tag. Es ist als verfolge es sie. Und sie wird es nicht los. Schon in Therapie gewesen und gedacht es würde gehen, es ist immer noch ein Schmerz, der unsagbar schwer ist. Schwerer als sie dachte.

Dabei ist es schon so lange her. Schon so lange, daß sie es gerade eben noch an den Fingern abzählen kann. Ein letztes mal noch. 10 Jahre. Für manche eine Ewigkeit, für sie ein Tag? Eine Stunde?

Plötzlich wird die Stille durchbrochen, jemand betritt den dunklen Raum, die Kirche. Dieser Jemand schaut sich um. Sie zieht ihre Jacke zusammen, ja die Person hat Recht, es ist Zeit wieder zu den anderen zurück zu kehren.

Zu den anderen, die alle auch diese Erinnerungen kennen. Zum Teil waren sie dabei, zum Teil trauern sie auch, jeder auf seine Art und Weise. Anscheinend niemand so sehr wie sie. Die meisten verstehen es auch nicht, es ist schwer für diese. So schlimm kann es nicht sein, oder?

Nein sagt sie sich, so schlimm ist es nicht!

Das Leben geht weiter und sie sieht am Horizont die klaren leuchtenden Farben der Sterne und des hell erleuchteten Mondes. Ein schöner Tag ist zu Ende. Ein Tag, an dem sie wieder einmal in Erinnerungen versunken war. Ein Tag aber, der sie wieder ein Schritt weiter in ihrer Trauerarbeit gebracht hat.

Ja, das Leben geht weiter und sie zieht sich aus dem Trauerloch heraus in die fröhlich Gute-Laune-Stimmung, die sie immer dann aufsetzt, wenn sie zu den anderen geht. Ja, Lachen ist gesund!

Lg

Eure Nica

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Wieder Oktober
Ein Monat, der mich wieder einmal an die Vergangenheit erinnert.

Sie dachte, sie würde es schaffen, ganz gleich wie. Sie dachte, sie würde nicht mehr in die Tiefe der Traurigkeit eintauchen und sich über den Monat hinweghelfen, doch ein Telefonat machte diese Aussicht zunichte.

Ein Sonntag Nachmittag. Ganz gleich, wo und wie und wann. Das Telefon in seiner berüchtigten Ecke klingelt vor sich hin. Den Hörer abnehmend und ein Hallo hineinsagend beginnt sie mit ihrer so geliebten Mutter zu sprechen.

"Hallo, wie geht es dir? Was machst du so? Wie ist das Wetter bei euch?"

Fragen, die dem Standard entsprechen, folgen aufeinander. Antworten genauso kurz gebend spricht sie in die Sprechmuschel hinein. So ist es üblich.

Dann spricht die Mutter einen entscheidenden Satz, ein Satz, der sie aus ihrer Bahn wirft. Tränen kullern ihre Wange hinunter.

"Wusstest du, daß es 10 Jahre her ist?"

Ja, 10 Jahre und doch hofft ein Teil von ihr immer noch, daß es nicht wahr ist, das alles ein böser Traum war. Ein Traum aber, der nicht enden will. Tief in ihr ist immer noch ein bisschen Hoffnung, die Stimme einmal wieder zu hören. Ihm Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen.

Als wäre es erst gestern spürt sie immer noch, wie die Nachricht vom Tode sie aufwühlte. Wie sie sich äußerlich stark machte um ihrer Mutter eine Stütze zu sein, wie sie ihre Tränen zurückhielt um keine Schwäche zu zeigen. Wie sich die tiefe Trauer um ihr Herz schloss.

Ja, 10 Jahre und die Wunden sind immer noch sehr tief.

Jede kleinste Einzelheit ist ihr so nahe, der starke Schmerz, der sie zu erdrücken schien.

Worte, die von nicht trauernden kamen wie: vergesse es einfach. Kommen ihr in den Sinn.

Vergessen? Wie sollte Sie das vergessen? Verdrängen ist auch nicht das Wahre, das hat sie über Jahre hinweg versucht und sich damit nur selbst geschadet.

Nein, einfach die Trauer rauslassen, die Tränen kommen lassen. Das ist es was sie tun sollte. Aber es ist gar nicht so einfach, das zuzulassen. Wenn die anderen, so denkt sie, es sehen könnten.

Ein weiterer Satz lässt diese Gedanken abreißen

"Wollen wir daraus nicht ein Familientreffen machen? Ich, Du und Deine beiden Geschwister?"

Zu dem Anlass? Wo ich mich dabei sowieso schon so unwohl fühle? Nein, das kann ich noch nicht, irgendwann vielleicht aber nun noch nicht.

Es ist es ein bedrückender Grund. Sie erinnert sich an die Beerdigung, wo auch alle zusammen gekommen waren. Wie es Streit gab, weil sie nicht mit wollte. Sie wollte nicht auf die Beerdigung gehen. Nicht, solange der Sarg noch offen war. Aber sie musste. Ihre Mutter ließ ihr keine Wahl.

Wichtig war, was die Dorfbewohner von ihr denken würden.

Ihre Erinnerung geht weiter, die Blumen, die neben dem Sarg standen, und in der Mitte der Halle eingebettet in einem mit weichem fließenden Stoff gefüllten Sarg lag er, ihr Bruder.

Niemals würde sie es vergessen. Nie! Dieser Anblick verfolgt sie seit dem Anruf wieder, Nacht für Nacht! Ja, es ist schwer. Irgendwie wird sie auch dies wieder schaffen. So wie sie schon alles andere hinter sich gebracht hat.

Und schließlich ist sie heute nicht mehr alleine. Ein Mann an ihrer Seite versucht ihr zu helfen und scheint sie zu unterstützen. Auch der Hundi merkt, daß es schwer für sie ist und gibt ihr seine Liebe. Und in dem Glauben, das richtige mit einer Absage getan zu haben ist das Telefonat beendet.

Den ganzen Abend brach sie noch zwischendurch in Tränen aus, auch das hörte am nächsten Tag schon wieder auf. Ihr Blick ist noch traurig, aber das vergeht auch wieder. Denn die Zeit kann ein wenig Wunden heilen und so werden diese auch kleiner.

Der Schmerz, der sie damals erdrückte, ist nicht mehr so riesig wie zuvor. Er ist da, und das wird er bestimmt immer sein, er ist aushaltbar.

In Erinnerungen schwelgend

im Oktober,
10 Jahre nach dem Tod ihres Bruders.

Eure Nica

Ich sollte es nicht, aber ich bin auch weiterhin in trüber Stimmung. Verstehen kann ich es selbst kaum.

Wenn ich mich an den Oktober 2008 erinnere, war ich auch in trüber Stimmung, nicht nur wegen meines Bruders. Und auch wenn in dem Jahr gleich mehrere schwere Punkte aufeinander trafen hatte ich den Oktober besser überstanden als jemals zuvor seit dem Suizid von Christian.

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Ein Brief
Ein Brief an meinem Bruder, ein paar Jahre nach seinem Tod:

Hallo du,

Manchmal frage ich mich wie es dir jetzt wohl geht, dann möchte ich dir erzählen was ich alles erlebt habe. Du weißt warum ich das Musical Elisabeth so gerne mag.

Manchmal frage ich warum...

Es gibt verschiedene Antworten doch nur du kennst die richtige.

Du hast auch noch an mich gedacht.

Schuld geben kann man niemanden aber irgendwie hat man doch ein schlechtes gewissen.

Dann wiederum fragt man dich: "Was hast du mir angetan?" Doch das ist falsch!

Ich habe auch schon an aufgeben gedacht, doch was bringt mir das?
Was hat es dir gebracht?
Bist du zufrieden mit dem was du getan hast?
Sollte das mutig sein? Oder ist dir deine Traumwelt zu groß geworden?
Warum hast du mir nicht etwas gesagt?
Hast du es dir nicht zu einfach gemacht?
Du weißt das ich dich verstanden habe!

Hattest du so viele Seelenschmerzen, das du die körperlichen Schmerzen übersehen hast?
Was verstärkte deinen Entschluss?

Weißt du noch als wir zusammen gesungen haben?
Das vermisse ich heute noch, Wo bist du?

Warum hast du mich allein gelassen?

Letztens war ich bei deinem Grab. Du weißt wie schwer es mir fällt?
Man darf dir ja eigentlich keinen Vorwurf machen, doch könnte ich dir einiges Vorwerfen was ich hier jetzt tue.

Hast du dich nicht immer selbst betrogen? Du hast immer sofort aufgeben.

Warum hast du mich allein gelassen?
Weißt du das nun das Leben für Heidi und Gerhard dadurch auch einen großen Schatten bekommen hat?

Und weißt du das Mama ihr Leben auch nicht mehr im Griff hat?

Weißt du das ich sehr gelitten habe und immer noch daran denken muss?

Du weißt was ich bei "Wish you were here" denke!

Warum hast du uns keine Chance gegeben dir zu helfen?

Was ist aus deinen Träumen geworden?

Und hier schreibe ich heute den Brief weiter:

Hallo du,

Ich mache dir heute keine Vorwürfe mehr, denn ich weiß das es aus deinem Freien Willen geschehen ist, weil du nicht mehr die Kraft hattest zu kämpfen. Aus meinem Versprechen an dir, nehme ich mir heute die Kampfkraft um zu überstehen und die weiteren Hindernisse zu überwinden.

Weißt du, ich sage auch nicht mehr: "Warum hast du mich allein gelassen?"Denn du hast mir ja nicht vertraut, ich dachte wir helfen uns. Aber ich war auch zu sehr mit mir selbst beschäftig.

Nein, ich mache dir keine Vorwürfe mehr, ich sage eher Verzeih mir. Verzeih mir das ich die Zeichen übersehen hab. Verzeih mir das ich dich allein gelassen habe! Verzeih mir das ich nicht da war als du mich am meisten brauchtest. Verzeih mir meine Schwächen nach deinem Tod, denn ich wollte doch stark sein!

Ich sollte loslassen, doch das kann ich nicht, weißt du?

Hallo du, was hältst du von meiner Stärke? Meinst du das ich es schaffe? Hilfst du mir dabei?

Ich werde dich nie vergessen, aber vergib mir wenn ich nicht mehr an dich denken möchte denn es ist nicht immer eine Hilfe wenn ich dieses Bild von dir vor Augen hab.

In Liebe deine Schwester die dich verstanden hat.

Wenn ich jetzt den Brief noch einmal schreiben müsste, ich glaube ich wüsste nicht was ich ihm schreiben sollte, außer das ich weder wütend noch gekränkt bin darüber das er gegangen ist. Das ich noch traurig bin, das er mir auf eine Art immer noch fehlt aber das ich ihm auch dankbar bin. Denn ich glaube das gerade sein Tod mich hat stark werden lassen. Obwohl mich das auch sehr traurig stimmt. Wie das kann, kann ich nicht erklären aber ich habe durch das an seinem Grab gegebene Versprechen viel Kraft erhalten und es funktioniert immer wieder.

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Unschönes
Ein trauriger Anlass so kurz vor Weihnachten.

Manch alte Frau hat es schwer im Leben, doch der Tot gibt ihr die unendliche Erlösung all ihrer Qualen. Aber sie hinterlässt der Welt auch eine Erinnerung, und diese Erinnerung hat viele verschiedene Seiten.

Sie ist nicht in Frieden eingeschlafen, wie sie es sich erträumt hätte, nein, im Krankenhaus beim Abschied sagte sie noch zu uns, sie freue sich auf das Zuhause, endlich nach sechs langen Monaten die heimische Luft riechen und nicht den Gestank der Medikamente.

Doch das Ende nahte schon. Wir waren kaum daheim angekommen, da klingelte das Telefon. Ängstlich starrten wir den Hörer an und warteten auf die Stimme des Anrufers. Der Pflegedienst erteilte uns eine Absage. Ganz plötzlich haben die es sich anders überlegt, sie könnten die Verantwortung nicht tragen. Das bedeutet aber, daß sie noch länger dort im Krankenhaus zu verweilen hat. Mindestens noch drei bis vier Monaten.

Der Wunsch nach Hause immer größer werdend verstirbt sie noch in der selben Nacht. Den Anruf erhielten wir so gegen Mitternacht. Schon ahnend, was war.

Zum ersten Mal sah ich, wie auch die, die ich für stärker hielt, zusammenbrachen. Der eine setzte sich in die Ecke und weinte still in sich hinein, der andere nahm schweren Herzens das Telefon und der ganz andere saß nur da und starrte die Wand an, als könne die alles erklären. Die Frage nach dem "warum jetzt" stellte sich hierbei wohl jeder.

Die Nachbarin fuhr sie alle zum Krankenhaus, auch der Hund musste mit, denn er hatte sie auch geliebt. Wollte sie doch immer den Frieden wieder herstellen. Doch mit ihren Kräften stand es ja nicht mehr so gut.

Wir wussten alle schon vorher, daß es nicht mehr lange dauern würde. Es war auch Weihnachtszeit. War es nicht ihr Wunsch, nach Hause zu kommen? So ist sie es nun. Zuhause, erlöst von den Qualen, die ihr die Zeit auferlegt hatte.

Ihre Haut soll noch warm gewesen sein, als sie im Krankenzimmer eintrafen. Eingeschlafen ist sie und die Geräte piepsten vor sich hin.

Die Ärzte und Schwestern sprechen kurz ihr Beileid aus und verschwinden schnell wieder, schließlich warten Patienten auf ihre Pflege.

Aber eine Person ließ sich nicht blicken. Schon die ganze Zeit über nicht. Ich glaube, in den gesamten Monaten war diese eine nur einmal bei der alten Frau und ist mit ihr im Streit auseinandergegangen, aber sicher kann ich es jetzt nicht sagen. So habe ich es gehört. Dabei wusste diese Person genau, wie wichtig es für die alte Frau gewesen wäre.

Auch diesmal also fehlte sie.

Es dauerte sehr lange bis die Nachbarin uns alle wieder heimwärts fuhr. Am frühen Morgen entschlossen sich alle, daß der Tag blau gemacht wird. Jeder würde das verstehen.

Der Bestatter erschien auch schon sehr früh und veranlasste die Überführung vom Krankenhaus in die Leichenhalle. Die Frage nach der Zeitungsannonce war sehr schwer. Sollte diese doch an die lange Krankheit und die schwere Zeit erinnern.

Blumen waren schnell ausgesucht und der Rest erledigte sich fast wie von selbst. Traurig schauten wir uns alle an und der Hund suchte verzweifelt alle Zimmer ab. Trostlos setzte sich der Tag fort. Fast stündlich trafen Beileidsbekundungen ein und alle wollten uns die Hand geben.

So vergingen die nächsten zwei Tage bis zur Beerdigung. Ich blieb daheim. Saß mir die meines Bruders zu sehr noch in den Knochen, alle verstanden mich. Der Sarg war schließlich noch offen.

Da, mitten in der Predigt des Priesters, der von der Erlösung sprach, soll diese eine in der Kirche erschienen sein. Hätte sich einfach dazugesetzt und so getan, als sei die Welt in bester Ordnung. Was die wohl jetzt hier wollte? Um Verzeihung bitten?

Die Nachbarn waren noch zum Kaffee und Butterkuchen eingeladen, es ist so üblich bei solchen Anlässen. Auch sie kam mit. Die, die wir nicht dabei haben wollten, aber wir begnügten uns damit, sie hat ja eigentlich ein Recht darauf.

Nachdem die Nachbarn gegangen waren, blieb sie noch für eine Weile. Ein Termin zum sichten des Nachlasses wurde auf drängen von Opa schnell angesetzt.

Ein kleiner Streit brach an dem Tag des Termins aus, doch wir wollten alle nur Ruhe und machten daher Kompromisse. Sie schien nicht zu merken, daß wir immer noch in Trauer waren. Auch als sie ging, merkte sie es nicht.

Heute ist es schon fast zwei Jahre her und diese Person hat sich seitdem noch nicht wieder hier gemeldet. Auch wenn sie auf dem Friedhof vorbeischaut, widmet sie dem Grab der alten Frau keine Beachtung. Wir pflegen es und halten es sauber. Sie liebte frische Blumen uns so erhält sie diese auch.

Doch den von ihr gewünschten Frieden haben wir bis heute nicht erreicht.

Was ich noch vergessen hatte zu erzählen, als ich in der zweiten Kur war starb mein damals neugewonnener großer Bruder an Leukämie, das war für mich auch ein Schock und da ich nervlich so weit unten wahr traute ich mich nicht mehr, mich bei diesen mir liebgewonnenen Menschen zu melden, der Kontakt brach also ab.

Die Freude über meinen gewonnen Vater wird aber durch zwei Verluste stark getrübt. Zum einen habe ich einen mir guten Freund verloren und zum anderen nun auch meine Liebgewonnene "Pflegemutter"Ich habe das Wort mit Absicht in Gänsefüßchen geschrieben weil sie ja nicht richtig Pflegemutter war aber für mich war sie es auf eine Art.

Der Kontakt brach zwar ab, aber ich habe immer wieder an die Liebe Familie gedacht die mich so lieb aufnahm und mir half als es mir ganz schlecht ging. Und dann habe ich mir den Mut zusammengesammelt und dort angerufen, und erfahre das sie auch verstorben ist. Das trifft mich sehr hart, es ist wieder ein weiterer Verlust und ich frage mich natürlich ob das nicht irgendwann mal ein Ende finden kann, muss ich noch mehr verlieren? Und das immer nur die, die ich gern habe?

Das mit dem Verlust ist noch immer nicht durchestanden, doch mittlerweile kann ich ganz anders mit den Dingen umgehen.

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Eine kritische Situation oder Kindesentführung?
Und es soll nichts gewesen sein!

Ich hatte meine Schwester in den Ferien bei mir. Am letzten Schultag so hatte die Mutter gesagt, sollte H. wieder nach Hause gebracht werden um sich auf die Schule vorbereiten zu können und noch mal abzuschalten. Das ist verständlich oder?

Die Ferien Zeit war schön, es war mal wieder eine Aussprache zwischen Schwestern.

Am letzten Tag rief ich dann an, um zu erfahren wann genau H. wieder Daheim sein sollte. Es nahm kein Mensch ab. Nun die Schwester war auch normal alt genug um allein zu sein, aber mit der Vorgeschichte und warum wenn man in Gesellschaft sein kann?

Da keiner sich meldete, blieb H. bis zum Mittag bei uns. Denn warum sollte sie alleine sich extra etwas machen müssen, wenn wir da sind?

Nach dem Mittag probierten wir es noch einmal Jemanden von dort zu erreichen. Ja, auf dem Handy meldete sich Jemand. Es war Herr D., von Mum der neue Verehrer.

So unfreundlich wie er war, hätte er nicht gleich reagieren brauchen. Er meinte wir sollten uns um ihre eigenen Belange kümmern und denen nicht hinterher spionieren. Hallo? Wir hatten nur gefragt wann Jemand daheim ist, weil H. aus den Ferien kommt!

Des weiteren sagte er, das H. doch auch alleine im Haus sein könne und sie Würden so gegen 14 Uhr da sein!

Na das war mal eine Antwort!

Aber diese macht alle nicht wirklich glücklich. Um 16 Uhr rief G. an, wir könnten H. nun nach Hause bringen, sie seien jetzt da. Unsere Vermutung trügte nicht, denn es war nur G. eingetroffen, kurz zuvor und musste sich umziehen. Durch den strömenden Regen war gelaufen war.

Kaum 10 Minuten später fuhr ein Taxi vor und lud Mum und Herrn D. aus. Sie kamen die Treppe hoch und ein grollendes guten Tag wurde ausgesprochen.

H. war auf ihrem Zimmer und G. in der Küche. Als Mum ihn fragte ob er gut heimgekommen sei, sagte er nur:

"ich bin nass geworden vom Regen"

Da fing Herr D. an zu brüllen, das ich dachte die Scheiben fielen gleich raus. Sie hätten G. ja gesagt er solle noch warten, aber er wolle ja wie immer nicht hören, es war klar das ein Taxi gerufen würde.

G. versuchte sich mit handfesten Äußerungen zu wehren, das dem nicht so sei, es war keine Rede davon gewesen das die Beiden 1. sofort nachkommen würden und 2. sich ein Taxi nehmen wollten.

Da flippte Herr D. ganz aus und brüllte weiter herum woraufhin H. aus ihrem Zimmer kam um den jüngeren Bruder in Schutz zu nehmen, sie kam richtig aus sich heraus was mich stark wunderte und auch erfreute.

Doch Herr D. erhob die Hand gegen diese woraufhin ich mich nun einmischte, denn geschlagen werden, nein das sollten meine Geschwister nicht!

Er erhob auch die Faust gegen mich. Erst da schaltete sich auch mein Onkel ein, der die Szene mit wachem Auge beobachtet hatte.

"Alle raus hier, kommt lasst uns gehen."

Der Hundi brauchte das nicht zweimal zu hören, G. hatte die Tür gerade geöffnet da raste er wie die wilde Wutz die Treppe hinunter. G. hinterher, H. und die anderen, also mein Onkel und ich kamen nach. Mum wollte bei D. sein, alle sollten bleiben!

Was denn? Wenn der die schlagen will?

Im Auto auf dem Hof setzten sich alle flüchtenden. Und warteten ein Paar Minuten ab. Erst jetzt bemerkten mein Onkel und ich das die Geschwister auf Socken raus gelaufen waren. Aber das tat nichts zur Sache.

Der Onkel nahm sein Handy aus der Tasche und rief oben bei Mum an. Ein lautes schimpfen kam aus dem Hörer und dann die Antwort auf die Frage ob sie alle wieder herauf kommen könnten um die Sache zu klären.

Die Antwort war ein unverschämtes "Nein, nur die Kiddys, sprich H. und G.!"

Aber der Onkel wusste was dann passieren würde. Die hätten dann Beide keinen Schutz mehr. Also brach das Gespräch ohne Erfolg ab.

Der Wagen wurde gestartet und gemeinsam fuhren wir nach meiner älteren Schwester die ihr eigenes Heim hatte. Der erklärten wir die Lage und von dort aus riefen wir noch einmal an. Aber wieder kam die gleiche Antwort. Selbst die ältere Schwester M. durfte nicht mit hoch, wenn die Kids gebracht würden.

Nein, die lassen wir nicht schutzlos da!

Kurz darauf wurde bei der Schwester angerufen. Die Polizei meldete sich und bestand darauf das alle 4 beteiligten sich auf dem Revier melden sollten. Es würde eine Anzeige wegen Kindesentführung vorliegen und das hätten diese zu prüfen.

Das war erst einmal ein großer Schock.

Aber wir folgten dem Ruf, da wir nichts zu verbergen hatten und auch nichts befürchten mussten denn die Anschuldigungen waren haltlos.

Auf dem Revier wurde alles noch einmal durchgegangen. Daraufhin rief der Beamte bei Mum an und bat sie alleine auf das Revier zu kommen um die Sache dort zu klären. Dazu war sie nicht bereit. Man solle ihr nur ihre Kinder bringen.

Der Beamte war sichtlich erstaunt über diese Hartnäckigkeit. Nun holte er sich erst G. und dann H. in das Gesprächszimmer und vernahm die Beiden einzeln. Es folgte ein Anruf beim Jugendamt, die sich am nächsten Tag um die Lage der Kids kümmern wollten.

Für diese Nacht blieben H. und G. mit Schuhen von der älteren Schwester und deren Mann beim Onkel und mir.

Doch das geschehen hatte ihrer aller Leben noch ein weiteres mal stark beeinflusst.

Später wurde das Sorgerecht über die Beiden dem leiblichen Vater zugesprochen der als Auflage eine Familientherapie bekam.

Mum sagte zwar immer noch: "Da war nichts"

Aber alle anderen wussten Bescheid.


Dann war ich wieder Zuhause. Hatte Kontakt mit meinen Geschwistern, wiederholte das erste Jahr der Ausbildung. Ich wünsche niemanden, das er ähnliches erlebt oder auch nur annähernd.

Auch diese Situation wurde nie ganz aufgeklärt, auch hier werde ich still sein und es darauf beruhen lassen. Das ist die einzige Möglichkeit wieder einen vernünftigen Umgang miteinander zu führen.

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Ein Messi?
Wieder eine Erinnerung aus meinem Leben

So habe ich die Bekanntschaft mit einer unmöglichen aber wahren Begebenheit gemacht. Als meine Mum noch mit meinem Stiefvater zusammen war, und wir gemeinsam alle zusammen wohnten, sah das Einfamilien Haus das sie sich gemietet hatten im unteren Bereich immer sehr unordentlich aus. Nur wenn sicher war das Besuch kam, konnte es sein das nicht irgendwelche Sammelsurien dort herumlagen oder ausgewaschene Margarine Schachteln ineinander gestapelt herumstanden.

Im oberen Bereich war das Ordentliche Pflicht. Der gehörte nur uns Kindern. Im Prinzip war es auch des Stiefvaters Bereich da er uns dort herum kommandierte. Und über die Zimmer meiner Geschwister habe ich ja schon längst geschrieben, das diese nur durch meines Bruders und meiner Hilfe aufgeräumt wurden. Aber über dieses eine habe ich noch nicht geschrieben und so schreibe ich es jetzt!

Da gab es noch den Dachboden der ebenfalls meinem Stiefvater und meiner Mutter zur Verfügung stand, und da es ein ganzes Einfamilienhaus war, war es auch noch komplett unterkellert. Dies war das Universum. Wer dort Eintritt bekam musste entweder etwas holen, bekam ärger oder musste arbeiten, das herrschaftliche Reich meines Stiefvaters.

Irgendwann bekam meine Mum die Idee sich wieder zu trennen und so mussten wir Umziehen. Mein Stiefvater musste als erstes raus aus dem Haus, danach kamen meine Mum, meine "halb Geschwister" und ich.

Was uns da der Anblick bot war nicht mehr normal. Wir haben wirklich erst einmal einen Schock bekommen, denn mein Stiefvater hatte seine Sammelleidenschaft in meinen Augen zu weit getrieben. Er hat zwar einiges an unnützen Radioweckern, Uhren und sonstige Werbegeschenke mitgenommen, das was noch vorhanden war sprengte jedoch jeden Rahmen des Möglichen!

Zu erst brachte mein Onkel einen kleinen Anhänger voll Alteisen mit dem PKW zum Schrotthändler. Das war ja eigentlich noch normal, was wir noch alles hervor holten war eine Unvorstellbarkeit.

Wir mussten 3 mal einen Container bestellen und die Sperrmüllabfuhr war auch noch anzufordern. Aha. Na gut, aber was hatten wir nicht alle. Sauer war ich ohne Ende. Gedankenverloren beim schleppen von alten Kinderschuhen, über massig kaputte Kaffeemaschinen bis hin zu mehreren alten unbrauchbaren Fernsehgeräten bei denen entweder die Bildröhre einen defekt hatte oder irgend ein anderer Fehler zu finden war. So schritt ich wieder in den Keller um die nächste Ladung zu holen und hob eine alte Plastiktüte in der mal wieder nur Luft zu finden war hoch.

Im ersten Moment war ich sprachlos, dann brach das Gelächter nur so aus mir heraus. In einem 10 L Eimer waren bis hin zum kleinen Cola Deckel so viele kleinere Eimer, Dosen und Deckel verstaut, das kaum ein Millimeter Luft zwischen der nächst kleineren Variante war. Doch das sollte noch nicht alles sein. Der Eimer war der Anfang.

Ich wusste ja schon lange das mein Stiefvater jede Mögliche Dose sammelt doch was er sonst noch so gebrauchen konnte, fasste ich nicht.

Das Gelächter von eben ist nicht zu vergleichen mit dem was dann aus mir herausbrach. Mir kamen vor lachen sogar die Tränen. Und das sollte bei der ganzen Sachlage ja schon wunderlich sein, war es doch eine Schinderei den Krempel aus dem Keller zu schleppen.

Da war ein Alter Mantel den ich hochhob. Ich glaube den hatte meine Mutter von einer Frau bekommen, die wiederum hatte diesen Gebraucht irgendwo mal gekauft. Also das übliche.Doch unter diesem Mantel versteckt war ein angebrochner Sack Zement. (Asbach Uralt wenn man mich fragen würde!) Unter diesem Sack Zement war ein Eimer. Und der Inhalt dieses Eimers übertraf alles was ich bisher im Keller gesehen hatte und ehrlich gesagt, wir hatte ja mit all möglichem gerechnet doch damit bestimmt nicht.

In dem 10 L Eimer der Halb voll war, befand sich ganz normaler Sand. Nicht weißer Sand, sondern braune Erde die, von der wir überall im Garten hatte. Nachdem das Haus neu vermietet war, bin ich mal wieder da gewesen und erfuhr von den Mietern etwas erstaunliches. Neben dem Haus, im Garten vergraben befanden sich noch etliche weitere Margarine Dosen(Schachteln). Wie ungewöhnlich oder?

Wer nun mich fragt was das alles sollte? Ich musste es mal loswerden doch stelle ich die Frage ist der Mensch ein Messi? Oder würdet ihr in als leidenschaftlichen Sammler bezeichnen?

Die Frage stelle ich mir heute noch denn wenn ich meine halb Geschwister mal besuche die ja bei diesem Menschen in der Wohnung leben sehe ich immer noch überall die Dosen stehen die sein heiliges Sammelsurium darstellen.

Heute hat sich die Sachlage auch wieder geändert bei meinen Geschwistern und ich bin sehr froh darüber.

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Das Jahr 1997
Das Jahr Hauswirtschaft war mal etwas anderes aber eigentlich unnötig, aber es hat auf eine Art Spaß gemacht. Da wir so wenige Schülerinnen waren lernten wir uns alle näher kennen. Das kann Vorteile haben, aber auch sehr große Nachteile. Aber ich konnte es ja nicht ändern. Die Lehrer waren alle ziemlich nett. Manche mehr, die anderen weniger. Unseren Politiklehrer fanden wir alle gemeinsam ekelig. Denn als reine Mädel-Klasse war es wohl nicht so einfach uns politik zu vermitteln.

Dort lernte ich Silke kennen, wir waren eine Zeit lang für das Schülerradio in den Pausen zuständig. Das hat tierisch viel Spaß gemacht. Wir hatten auch eine Monatschart. Die wir erstellten indem wir durch die Klassen liefen und Titelvorschläge aufnahmen. Mir ist es immer noch ein Rätsel, das Lieblingslied der Schüler, also der aller erste Monatshit das mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Wie kann ein solches Lied bei so jungen Menschen so stark ankommen?

Mit Silke sang ich dann auf einen Senioren Nachmittag zusammen leise rieselt der Schnee. Alleine gab ich dann noch das Phantom der Oper zum besten.

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Gemeinheiten
Vielleicht habe auch nur ich es so gesehen aber ich möchte euch trotzdem davon berichten.

An die Grundschule erinnere ich mich nur Schwach, doch was mich freut ist, dass ich mich an eine Freundin erinnere. Sie kam allerdings nicht gern zu uns, da war mein Stiefvater den keiner mochte. Aber ich fuhr häufig nach ihr. Das Problem war das ich dabei schnell die Uhrzeit vergaß und das gab wieder ärger. Meist sogar ein wenig Hausarrest. In der Schule mit den anderen kam ich nur Teilweise klar. Zum einen weil ich einfach zu ruhig war und mich nicht wehrte und zum anderen weil alle ein klein wenig neidisch auf meiner 1 in Musik waren.

Doch als ich in die Orientierungsstufe kam, ist sie auf eine andere Schule gegangen, ich weiß noch die meisten sind auf die anderen Schulen gegangen von den 15 sind glaube ich nur 4 rüber zur Johannesschule und die meisten anderen auf die Anne-Frank-Schule und ein paar auf das Marianum (ein privates Gymnasium). Ich glaube das sagt viel über die Familie aus oder? Denn ich muss dazu sagen das waren die reichsten Kinder unter uns. Nun zurück zur Orientierungsstufe, diese war ein Klacks, sie hat noch Spaß gemacht nur mit ein paar Lehrern kam ich einfach nicht klar. Vor allem weil in Englisch die Lehrer dauernd wechselten. Das blieb leider in der Realschule so.

Wir erhielten nach den 2 Jahren eine Empfehlung für eine weiterführende Schule. Teilweise wurden Schüler mit den gleichen Noten allerdings auf unterschiedlichen Schulformen empfohlen. Das lag dann wohl am Lernverhalten, keine Ahnung.

Die Realschule war für mich der erste richtige Schulgreul, ich kam mit den Leuten aus meiner Klasse nicht mehr klar, oder besser gesagt sie nicht mit mir, denn ich war denke ich wohl schon leicht depressiv. Das hat damals nur noch keiner Erkannt. Wenn ich heute darüber nachdenke war es wirklich eine Depression. Nun ich wollte sogar die Klasse wechseln aber es ging nicht.

Auch hier wurden in Englisch die Lehrer gewechselt wie in einem Warenhaus. Sodass unsere Klasse den schlechtesten Durchschnitt in English hatte. (woran lag das nur?). Alle Lehrer meinten nur wir Schüler seinen zu faul, doch trifft so etwas auch auf eine ganze Klasse zu?

Dann bekamen wir wieder eine andere Englischlehrerin und der Schnitt verbesserte sich sogar bei mir! Schade war, das wir die 10 Klasse erreicht hatten und somit keine Chance die Verlorene Zeit in Englisch nachzuholen. Wir blieben die Schwächste Klasse in diesem Fach.

Heute finde ich es noch mehr als Schade denn bessere Englischkenntnisse täten mir gut. Aber da kann ich nun auch nichts mehr dran ändern, und ich kann mich noch nicht dazu durchringen einen Kurs in der VHS zu belegen.

Die Abschlussfahrt ging nach Inzell zum Skifahren. Das war sehr lustig, wobei ich wieder einmal krankfeierte, gleich am ersten Tag musste unsere Klassenlehrerin mit mir einen Arzt aufsuchen, der mir erst jede sportliche Aktivität verbieten wollte, sich im nachhinein aber dazu überreden ließ: Skifahren ohne Stecken.

Da keiner wusste ob ich den Realschulabschluss schaffen würde geschweige denn den Qualifizierten habe ich bevor ich mich an das Abitur ranwagte ein Jahr Hauswirtschaft zwischen geschoben. Das war wohl ein großer Fehler, zum einen Habe ich nicht wirklich was dort gelernt, und zum anderen viel es mir auf dem Gymnasium schwerer wieder vernünftig zu lernen.

Wir waren in dem Jahr Hauswirtschaft lasst mich Raten höchstens 10 Leute. Da hätte man wirklich intensiv lernen können, doch wollte ein paar von uns das Jahr im Fliegen bestehen und so störten sie den Unterricht wo sie nur konnten. Es war dann später doch kein Flug!

Dort hat sich mein Qualifizierter Realschulabschluss allerdings bestätigt worauf ich immer noch sehr stolz bin! Nun danach habe ich mich an das Gymnasium gewagt und hatte ein großes Problem. Das war keine Private Schule aber man kam sich wie auf einer solchen vor.

Das Gymnasium hätte man auch von der Orientierungsstufe ab an machen können und ich kam in eine Schulklasse in der nur solche Schüler waren. Das bedeutet auch, die kannten sich alle schon vorher und sind im Lernstoff bei weitem Weiter gewesen als ich. Hinzu kam, das ich mir Nachhilfe nicht leisten konnte (wie auch)?

Ich kam halt aus einer Sozialschwachen Family und deren Eltern waren Ärzte Rechtsanwälte und Lehrer. Es war so eine Art "Klassenkampf" welche Eltern fliegen am häufigsten ins Ausland, wer macht am meisten Urlaub, wer hat die teuersten Klamotten an und wie hoch wird wohl später das Erbe sein.

Wie sollte ich da mithalten? Oder überhaupt einen Anschluss finden? Es gab sogar Lehrer die öffentlich gegen Sozialschwache Familien schimpften, während ich im selben Klassenraum mit denen saß (ein Kurs mit dem Namen "Religion").

Es waren auch noch andere Schüler aus Sozialschwachen Familien anwesend. Und einer dieser Schüler muss wohl ein wenig den "feinen Unterricht" gestört haben auf jeden Fall Brüllte der Lehrer los das "Sozialschmarotzer auf einem Gymnasium nichts zu suchen hätten und das diese schwachen Familien bei ihresgleichen bleiben sollten!". Das war heftig weil er es nicht auf den einen Schüler bezog sondern alle in einem Topf warf. Und er schaute auch uns alle dabei an!

Natürlich habe ich mir den Schuh gleich wieder angezogen, mittlerweile kennt ihr mich ja. Aber damals wusste ich es nicht anders. Das war im Prinzip der letzte Auslöser für meinen ersten Absturz in die schwere Depression.

Die Weitere Berufsschule war erst wieder zur Zeit meiner Ausbildung, und darüber möchte ich nun hier in diesem Feld nicht mehr schreiben weil das Umfeld an sich relativ in Ordnung war.

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Bild vor Augen
Bild vor Augen

Die letzten Nächte leide ich wieder unter starken Alpträumen, es ist nicht immer das gleiche was der Traum mir erzählt aber das Thema ergreift das gleiche Bild, das sich seit Jahren in mein Gedächtnis geprägt hat. Es ist schwer dieses Bild so nah zu fühlen. Es schmerzt mehr als alles andere das mich je belastete.

Ich habe schon in meinen Artikeln vorher geschrieben das ich meinen Bruder verloren habe, das wie und das wo ist auch bekannt, auch der Grund dafür. Das alles zusammen macht es für mich schon sehr schwer darüber hinweg zu kommen und dies hinter mir zu lassen, aber es gibt da noch etwas das mich stark bewegt.

Es ist ein Bild das immer wieder, wenn ich an meinen Bruder denke vor mir auftaucht. Das Bild, das hätte ich die Wahl gehabt, ich nie zu Gesicht bekommen hätte. Ich wollte meinen Bruder so im Gedächtnis behalten wie ich ihn kannte, er war nie Lebensfroh gewesen, nein, er hatte immer diesen traurigen Schimmer in den Augen und vertiefte sich in seine Welt. Aber er sah lebend aus, er hatte eine normale Gesichtsfarbe, er gab Lebenszeichen von sich.

Als junges Mädchen musste ich nun das Gesicht des Toten sehen, der Sarg in der kleinen Leichenhalle war offen als die Beerdigung stattfand. Dies Bild gab etwas wieder das mir bis heute im Gedächtnis geprägt ist. Ein Bild eines jugendlichen, in sich zusammen gefallen, eine Kälte verströmend, ein unechtes Bild das dem realen Wesen meines Bruders in keiner Weise ähnelte. Gekleidet in seinen liebsten Kleidungsstücken, umrahmt durch die weißen seidenen Wände des Sarges. Blumen rundherum und eine erdrückende Stille. Nur leise vernahm man das Schnarchen meines Stiefvaters beim beten.

Wie soll ich dieses Bild loswerden? Es ist schwer.

Leicht und leise kann ich mich an die Beerdigung erinnern, kein Traum, Realität. Wie in Trance habe ich die Zeit überstanden, meine Erinnerung ist verschwommen durch einen Vorhang aus Tränen, den ich nicht beiseite schieben kann und möchte.

Morgens waren alle in Aufruhr, es durfte ja nichts schief gehen, ich weigerte mich, nein, ich wollte das Bild nicht sehen, ich wollte daheim bleiben. Aber ich durfte nicht, ich musste hin, die Nachbarn könnten sonst dumme Sprüche klopfen wenn ich nicht auf die Beerdigung meines Bruders erscheine, was sollen die denn von mir denken?

So der Wortlaut meiner Mutter die mich an der Hand nahm.

In der Kirche, ich weiß nicht mehr ob es vor dem Beten vorm Sarg war oder danach, die Reihenfolge ist mir nicht mehr geläufig, auf jeden Fall in der Kirche sang die Jugendchola ein schönes Lied wie üblich ein Kirchenlied aus der Mappe, ich verstand jedes Wort, ich sehnte mich das dieser Teil meines Lebens schneller vorüber gehen möge aber die Worte in der Kirche drangen in mich bis ich den Atem anhielt und mich an meinen Onkel lehnte. Dieser gab mir halt, den konnte ich von meiner Mutter nicht erwarten.

In der Leichenhalle sah ich dann das Bild, ein Bild das mir immer noch Angst einjagt, mein Gott, es ist vergangen, aber es spiegelt sich in meinem Kopf und übernimmt jeden klaren Gedanken.

Mir viel durch meinen Tränenschleier etwas auf das mich fast zum hysterischen Lachen veranlasste. Die Halle war voller Menschen, und davor standen noch mehr, sie alle wollten an der Beerdigung teilnehmen, ich weiß nicht ob die anderen aus meiner Familie das genauso wahrgenommen haben wie ich, für mich waren es auch wild fremde Menschen denen ich noch nie begegnet bin.

Aber einige erkannte ich vom sehen her, es waren die, die mich und meinen Bruder im Bus bespukt haben und uns das Leben noch schwerer gemacht hatten als es eh schon war! Sie machten alle ein Schuldgesicht, und ich? Ich freute mich auf einmal, ja, man glaubt es nicht, ich verspürte in mir eine gewaltige Schadenfreude, das diese Menschen mit einem schlechten Gewissen erschienen sind. Sie standen nur da mit ihren Trauermienen, als hätten sie das Gefühl etwas wieder gut machen zu müssen.

Ich weiß nicht ob irgendwer der dieses liest mich verstehen kann, aber eines ist mir klar, das Gefühl das ich hatte war übermächtig.

Es nahm mich voll und ganz für sich ein sodass ich von dem Rest nicht mehr sprechen kann, nur das grausige Bild und dieses Schadenfreude sind mir als Erinnerung geblieben.

Mittlerweile müsste man meinen sei ich über die Geschehnisse hinweg und könnte frei sein, mich von meinem Bruder lösen, ja das sollte ich auch tun, dann würden mich diese Träume nicht mehr stören.

Die Ehe mit diesem Kerl ging dann paar Jahre später zu Grunde, meine Mum war entrüstet darüber das nichts mehr im Bett lief. Der Weg führte dieses mal übers Frauenhaus, mit dem ich nichts zu tun haben wollte, ich wollte lieber bei meinem Onkel und meiner Oma bleiben, diesen Wunsch akzeptierte niemand außer die Beiden selbst.

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